Bayern, TOhr zur Welt


Die ErdFuSt (Erdfunkstelle) Raisting.
In Bayern, im Allgäu, am Ammersee.

Aufgrund meines Faibles für gutes Bier und meiner Profession mit großen Parabolspiegeln habe ich bei einer Reise nach Bayern das Kloster Andechs und die Erdfunkstelle Raisting besucht. Das Klosterbier sollte jeder selbst probieren und außer, dass es mir sehr gut geschmeckt hat, schreibe ich nichts weiter darüber. Für Funkamateure und Technik Freaks ist allerdings die ehemalige ErdFuSt der Deutschen Bundespost in Raisting am Ammersee interessant. Daher möchte ich Euch hier ein paar Bilder und Links dazu präsentieren.

 

"Antenne 1" ist der erste Parabolspiegel der ErdFuSt. Er ist jetzt 60 Jahre alt und versteckt sich hier auf dem Bild unter seinem neuen Radom. Antenne 1 wird nicht mehr kommerziell genutzt, gehört heute der "Deutsche Stiftung Denkmalschutz" und wird vom "Förderverein Industriedenkmal Radom Raisting e.V." als Museum betreiben. Auf die Geschichte und die Technik der Antenne 1 werde ich hier nicht weiter eingehen, die ist unter https://radom-raisting.de/  oder https://erdfunkstelle-radom.de/ umfangreich beschrieben. Dort gibt es auch ein paar Informationen über die anderen großen Antennen und das Zentralgebäude.

Der ein oder andere kennt sicher noch diesen weithin bekannten Blickwinkel auf die Anlage.

 

2006 kaufet die "Emerging Markets Communicatins Inc." EMC die gesamte ErdFuSt - bis auf Antenne 1 - von der Telekom bzw. von T-Systems, für die der Betrieb der Anlage unrentabel geworden war und wegrationalisiert wurde.

 

"Antenne 2" wurde 1969 fertiggestellt. Der Spiegel hat einen Durchmesser von 32 m und der bewegliche Teil wiegt 410 t. Antenne 2 ist für die interkontinentale Datenübertragung via stationärer INTELSAT Satelliten zuständig. Von diesem Typ Antenne gibt es mehrere bei der ErdFuSt. Drei davon, die etwas abseits stehen, sind für die Kommunikation über INMARSAT Satelliten zuständig. Diese vorsorgen Schiffe auf dem Meer und andere abgelegene Teil der Welt mit Sprech- und Datenkanälen.

Schaut man etwas zurück, landet man schnell bei Samuel Morse. Vorgänger der modernen Satellitenkommunikation waren die transatlantischen Seekabel. Das erste davon wurde 1857 in Betrieb genommen und hatte die Kapazität eines CW Simplex Kanals. Es funktionierte nie richtig und die Übertragung der ersten, 134 Zeichen umfassenden Grußbotschaft dauert 16 Stunden. 1956 ging TAT-1 zwischen Schottland und Neufundland in Betrieb. Das Kabel konnte 36 Fernsprechkanäle simultan übertragen. Auf der gesamten Strecke wurden dafür 51 Röhrenverstärker im Abstand von 70 km installiert. Die Herstellung und Verlegung von TAT-1 kostet 1,15 Milliarden US Dollar. TAT-4 konnte bereits 345 und TAT-6 schon 4300 Sprechkanäle übertragen. Dafür hatte  es alle 9 km, insgesamt 693 Verstärker. TAT-14 war von 2002 bis 2020 in Betrieb und ermöglichte eine digitale Übertragungsrate von 1,28 Tbit/s. Mit der Satellitenkommunikation war das entsprechend. Sie wuchs von analogen Kanälen und niedrigen, umlaufenden Bahnen zu geostationären, digitalen Versionen mit enormer Bandbreite.

Vom menschlichen Mitteilungsbedürfnis zur HighTech Datenkommunikation. Zuerst zerlegt man Sprache in Punkte und Striche, um sie elektrisch übertragen zu können. Damit das schneller geht, macht man später Nullen und Einsen draus.

 

Sehr spannend!!!
Schön, dass wir noch in Morsetelegrafie kommunizieren. Auch wenn das SDR aus unseren Punkten und Strichen Nullen und Einsen macht. Das merkt ja keiner. Genauso wie keiner mitbekommt, welch technischer Aufwand hinter einem Telefongespräch steht, in dem sich Familie Panislowski bei Oma Berta in Massachusetts für das neue Klavier bedankt.