Automatic Level Control - ALC

Auch der Sender übersteuert. Bei zu viel Ansteuerleistung und vor allem, wenn die PA nicht mehr im linearen Bereich betrieben wird. Verzerrungen auf dem Ausgangssignal, schlechte Modulation und Störungen der Nachbarkanäle sind die Folge. Als Regler dient die ALC, und Jürgen berschreibt, wie man sie richtig einstellt.

Es geht darum, wie man einen Sender am optimalen Punkt betreibt, da wo der durchschnittliche Signalpegel so hoch wie möglich ist, ohne dass es zu merklichen Verzerrungen oder Störungen kommt. Beim Einstellen hilft die ALC-Anzeige.

Im Bild erkennt man links ein SSB-Signal mit einer "sauberen" Bandbreite von 2,7 bis 3 kHz und rechts einen Funker, der über 10 kHz für sich beansprucht.  Er belegt damit gleich vier Sprechkanäle. Die Nachbarn werden völlig unnötig gestört.

Die ALC ist keine Aussteuerungs Anzeige, wie beim guten alten Tonbandgerät. Die ALC zeigt an, wie stark die Ansteuerung des Modulators automatisch reduziert werden muß, um Verzerrungen der PA durch Übersteuerung zu vermeiden. Wenn die ALC gar nicht ausschlägt, dann klingt die Mikrofonstimme am natürlichsten. - Ein Maß für die Sendeleistung ist allein die Power-Anzeige.

IC-7610: Die blauen Balken sollen das Ende der orangen Linie nicht überschreiten.
IC-7610: Die blauen Balken sollen das Ende der orangen Linie nicht überschreiten.

Wer Lust hat, kann selbst mal experimentieren:

Man braucht einen Ton mit konstanter Lautstärke möglichst mitten im NF-Übertragungsbereich. Wer keinen geeigneten Tongenerator hat, nimmt sein Handy. Apps dazu gibt es reichlich. Zum Beispiel hier. 800 Hz Sinuston in mittlerer Lautstärke passt gut. Notfalls kann man auch ein FM-Radio als Ton mit konstanter Lautstärke rauschen lassen. Dann kann es losgehen:

Am Funkgerät und/oder am Mike unbedingt den Kompressor ausschalten. Die Anzeigen des Funkgerätes so einstellen, dass Power-Output und ALC gleichzeitig gut zu beobachten sind. Die Tonquelle zum Mikrofon bringen und dabei den Abstand verändern.

Wenn der Schalldruck am Mikrofon zunimmt, steigt zunächst nur die Power Anzeige allein. Die ALC zeigt (noch) nichts an. Ist die maximale Leistung erreicht, verändert sich Power nicht mehr. Dafür beginnt nun die ALC-Anzeige zu steigen. Ganz kurz vor dem Abheben des ALC-Zeigers ist die optimale Lautstärke für eine saubere Modulation erreicht. - Und das bei maximal möglicher Sendeleistung! - Wird die Ansteuerung noch lauter, steigt nur noch die ALC Anzeige, aber die Leistung wird nicht mehr größer. Es beginnen dafür Verzerrungen, die anfangs noch wenig stören. Ist die ALC-Anzeige fast am Ende angekommen, entstehen stärkere Verzerrungen der Stimme, weil die ALC die Aussteuerung nicht mehr ausreichend reduzieren kann.

Viele funken mit dieser falschen Einstellung, weil sie die ALC für eine Aussteuerungs Anzeige halten. Nicht schön anzuhören. - Besonders, wenn der Kompressor zugeschaltet wird und damit auch noch die normale Sprachdynamik verschwindet.

Seit das FT8-Fieber eingesetzt hat, wird oft einfach nur drauf los gefunkt, ohne dass wichtige Sender-Einstellungen geprüft werden. John (DK9JC) hat dazu einen passenden Beitrag geschrieben.

Und wer keine Angst hat vor wissenschaftlichen Darstellungen mit Mathematik, der kann hier schmökern: https://www.elektroniktutor.de/elektrophysik/verzerrt.html

Das ALC-Messinstrument ist ein wichtiges Hilfsmittel, um die beste Sendeverstärkung zu finden. In der Bedienungsanleitung findet man entsprechende Empfehlungen. Fast alle Funkgeräte sind so ausgelegt, dass sie am besten funktionieren, wenn die ALC nur minimale Aktivität anzeigt.

Viel Spaß beim Funken mit sauberen Signalen.

 

Jürgen, DC1ZD